Hier erzählt die Koordinatorin (und langjährige ehemalige Fachpromotorin für Globales Lernen in Baden-Württemberg) Sigrid Schell-Straub mehr zu den Hintergründen:
Was ist die Kernidee des Projekts „4 & 17 = Zusammen Zukunftsfähigkeit Lernen Baden-Württemberg-Sierra Leone“?
Alle Menschen sind von den derzeitigen globalen Veränderungen und Herausforderungen stark betroffen.
Wir Pädagog*innen im „globalen Süden und Norden“ sind gefordert, unsere Lernenden bestmöglich auf diese Veränderungen vorzubereiten. Die Kernidee des Projekts ist es, einen Austausch zwischen Pädagog*innen in Baden-Wuerttemberg und Sierra Leone zu ermöglichen – über Themen, Methoden und was wir tun können um unsere Lernenden zum konkreten Handeln in ihrem privaten, aber auch politischen und kultuellen Umfeld anzuregen.
Der Projekttitel bezieht sich auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals bzw. SDGs). Was bedeuten die beiden SDGs 4 & 17 für Dich, was verbindest Du damit?
Ok, SDG 4 bedeutet „Hochwertige Bildung“ („Quality Education“) und 17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ („Partnerships for the Goals“). Ich verbinde die beiden SDGs und das bedeutet für mich und unser Projekt, zusammen Zukunftsfähigkeit zu lernen und somit gute Bildung durch internationale Partnerschaften im Sinne von Globalem Lernen und BNE zu befördern.
Was bedeutet „partnerschaftliches Lernen auf Augenhöhe“? Was meinst Du genau damit?
Danke für diese Frage. Der Begriff wird in der Tat kontrovers diskutiert, da der Begriff ziemlich inflationär gebraucht wird und nicht zum Ausdruck bringt, welches Machtgefälle zwischen den Partner*innen des „globalen Südens“ und des „globalen Nordens“ herrscht und welch unterschiedliche Erfahrung mit Kolonialismus und Ausbeutung die Partner*innen mit sich bringen. „Augenhöhe“ bedeutet für mich, dass die Partner*innen des „globalen Südens“ und des „globalen Nordens“ gleichberechtigt zusammenarbeiten und sich gegenseitig mit Respekt und in einem Bewusstsein der Gleichwertigkeit begegnen. In unserem Projekt werden wir über den Begriff „Augenhöhe“ gemeinsam reflektieren und überlegen, was der Begriff für unsere Partnerschaften konkret bedeutet.
Was ist der aktuelle Stand des Projektes?
Nachdem alle Partner*innen in BW und Sierra Leone Factsheets über ihr Profil und ihre Interessen am Austausch eingesendet hatten, konnten wir die BW Partner*innen den Partner*innen in Sierra Leone, Zweigstellen der Partnerorganisation SLADEA (Sierra Leone Adult Education Association), gut zuordnen.
In Sierra Leone wird nun gerade die technische Ausstattung für den Austausch erworben. Danach werden die Partner*innen in den Zweigstellen im August technisch geschult um mit Ihnen via Email, Zoom etc. zu kommunizieren.
Zurück zu uns in BW: Die Partner in Göppingen (Deutsche Angestellten-Akademie DAA und Globales Klassenzimmer Göppingen) und Heidelberg (Julius Springer Schule und Globales Klassenzimmer Heidelberg) haben mich zu einem Treffen eingeladen, um das Projekt näher zu erklären. Das war sehr fruchtbar für das Projekt. Nach der Sommerpause planen wir einen solchen Austausch bei den restlichen Partner*innen. Sodann werden gerade Partnerschaftsvereinbarungen unterzeichnet.
Am Freitag, 1. Oktober 2021 ist eine offizielle Kick-Off-Veranstaltung des Projektes via Zoom mit allen Partnern in BW und Sierra Leone geplant. Danach beginnt der individuelle Austausch zwischen den Partnern.
Was wäre ein Highlight für Dich im Rahmen des Projekts?
Für mich wäre es ganz wunderbar, wenn die Partner*innen den pädagogischen Austausch als Bereicherung empfinden und ihn nach Projektende weiter fortsetzen würden.
Welche Herausforderungen siehst Du?
Herausforderungen des Projekts sind:
Technische Voraussetzungen des digitalen Austauschs und Internetverfügbarkeit in Sierra Leone und die Ressource Zeit der Lehrenden vor allem in Zeiten von Corona, in der die Partner*innen mit vielen Veränderungen des Lehrens und Lernens konfrontiert sind.
Was war eine eindrückliche Lernerfahrung für Dich von Deinen Kolleg*innen während Deines Arbeitsaufenthaltes in Sierra Leone?
Besonders eindrücklich war für mich, wie meine muslimischen und christlichen Kolleg*innen zusammen ihren privaten und dienstlichen Alltag gestaltet haben. Bei Geburtstagen und auch bei Meetings oder Fortbildungen wurde am Anfang und am Ende gemeinsam nach Tradition beider Religionen gebetet. Ein weiteres Beispiel: Zu Zeiten des Ramadan haben wir gemeinsam eine Rundreise zu allen Orten gemacht, an denen SLADEA aktiv ist. Wir führten eine Studie mit Workshops durch, um herauszufinden, wie SLADEA seine Bildungsangebote und Rahmenbedigungen verbessern könnte. Dabei haben wir sowohl bei den Workshop-Zeiten wie auch unterwegs darauf geachtet, dass alle Muslime ihre Gebetszeiten und Essenszeiten einhalten konnten. Ich verspreche mir von dem Projekt, dass die deutschen Partner*innen durch den Austausch viele Lernerfahrungen machen können, die für sie bereichernd sind.
Mehr Info zum Projekt gibt es hier.