Ein Rückblick von Maximilian Dinkel, Praktikant im EPiZ
Wer bezahlt den Preis der Mode? Das war die Kernfrage der Aktionswoche Fairstrickt. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen gab es zahlreiche Veranstaltungen von verschiedenen Akteur*innen in Tübingen. Worauf können wir zurückblicken und welche Impulse für die zukünftige Arbeit mitnehmen?
Durch die Teilnahme und Mitorganisation einiger Veranstaltungen und Gesprächen konnte ich einen interessanten Eindruck von der Woche erhalten.
Am 1. Mai hatte das EPiZ gemeinsam mit Näher*innen aus dem Werkstadthaus einen Aktionsstand aufgebaut. Dort konnten Interessierte die Produktion von Unterwäsche live begutachten. Außerdem gab es die Möglichkeit, sich über das EPiZ, die Fairstrickt und das Programm Future Fashion zu informieren. Über das Weltspiel wurde auch eine spieleriche Annäherung an das Thema Faire Mode geboten. Trotz der vielen anderen Stände und lauten Kundgebungen haben doch Einige den Weg zu uns gefunden.
Eine wirklich spannende Podiumsdiskussion folgte am nächsten Tag. Frage: „Stellt ein Wertschöpfungskettengesetz, wie es Bundesminister Gerd Müller vorgeschlagen hatte, eine gute Lösung dar, um die Produktionsbedingungen in der Textilbranche zu verbessern?“ Um diese Frage zu erörtern waren Staatsministerin Anette Wiedmann-Mauz, Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh und Thomas Seibert als Vertreter von Medico International vor Ort. Insbesondere zwischen Seibert, der gesetzlichen Regelungen mit Konsequenzen für unumgänglich hält, und Wiedmann-Mauz, die weiterhin auf freiwillige Selbstverpflichtungen wie das Textilbündnis setzen möchte, gab es eine hitzige Debatte. Auch das Publikum von circa 70 Personen, welches dem Applausverhalten nach zu urteilen mehrheitlich eine gesetzliche Regelung favorisierte, war sichtlich angespannt und trug mit kritischen Fragen zur Auseinandersetzung bei.
Am Freitag bot das EPiZ ein Programm für jüngere Menschen: einen Actionbound. Nach einer thematischen Einführung in der Stadtbibliothek wurde die teilnehmende siebte Klasse der Gemeinschaftsschule West in vier Gruppen aufgeteilt und mit je einem Tablet ausgerüstet. Die Schüler*innen hatten nun die Möglichkeit, an verschiedenen Stationen, wie zum Beispiel in der Handweberei, im Fair-Trade-Shop Contigo oder im Second-Hand-Geschäft Unikat interaktiv und spielerisch über fairen Handel und die Textilbranche zu lernen. Mithilfe der BtE-Referent*innen an den Stationen konnte die Schüler*innen auch die kniffligen Aufgaben bewältigen. Bei Apfelschorle und Snacks wurde anschließend das auf der Tour durch die Stadt Erlebte reflektiert.
Bei der Abschlussveranstaltung am Samstag im Werkstadthaus war trotz wenige Gäste eine gute Stimmung. Das lag wohl nicht zuletzt an der Tübinger Band Maorie, die extra für diesen Anlass ein Stück mit textilen Klängen geschrieben hat. Auch DJ Gopal kam bei Jung und Alt gut an.
Obwohl einige Veranstaltungen nur mäßig gut besucht wurden, hatte ich doch den Eindruck, dass das Thema Faire Mode und die Aktionswoche auf Interesse in Tübingen gestoßen ist. Für die einen war es möglicherweise ein erster Kontakt mit diesem Thema, für andere eine Vertiefung eines Themas, was im vollgepackten Alltag doch schnell in Vergessenheit gerät. So oder so waren sicherlich für die meisten Beteiligten Denkanstöße dabei, die vielleicht zu einer weiteren Beschäftigung mit dem Thema faire Mode motivieren. Denn es ist wichtig, auch nach der Fairstrickt politisch aktiv zu bleiben: Der Weg zu einer global gerechteren und umweltschonenden Textilproduktion ist noch weit.